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Woche 35 – Was die Umfragen zeigen

Weiter wenig aufmunternde Werte für die SPD-Anhänger, uneinheitliche Zahlen zu Schwarz-Gelb und die Spannung vor dem TV-Duell.

Die wichtigsten Trends

Der Wahlkampf hat sich schleichend in den Wahlmonat September vorgearbeitet. Noch drei Wochen bis zur Stimmabgabe und für die SPD gehen die Linien in den Umfragegrafiken weiter in die falsche Richtung, nämlich zur Seite statt nach oben. Fünf neue Sonntagsfragen sind in der letzten Woche veröffentlicht worden, in zweien davon ging es für die Sozialdemokraten um einen Prozentpunkt hoch – aber das ist viel zu langsam, um bis zum 24. September noch den Trend rumzureißen. Auch die Union hat leicht verloren, in den letzten zwei Wochen ging es um einen Prozentpunkt nach unten. Bei den vier kleinen Parteien sind kaum eindeutige Signale zu erkennen.

Was das jetzt heißt

Letzte Woche schauten wir an dieser Stelle auf die Chancen einer Mehrheit für eine schwarz-gelbe Koalition. Volksseelen-Psychologe Stephan Grünewald setzt im Spiegel-Interview (noch nicht online) auf diese Kombination: „So ergibt sich ein Dream-Team. Die bewährte Merkel und ein kleiner deutscher Macron, der ihr auf die Sprünge hilft.“

Die Umfragen sehen das noch nicht ganz so deutlich: Die Spanne reicht von 45 Prozent bei INSA und Infratest dimap bis zu 49,5 Prozent bei Allensbach und 49 Prozent bei der Forschungsgruppe Wahlen. Allerdings kommt Schwarz-Gelb dort in der kurzfristig orientierteren politischen Stimmung sogar auf 53 Prozent, es gibt also ein gewisses Momentum hinter dieser möglichen Kombination.

Was wirklich wichtig war

Mehr als 16 Millionen Menschen haben das TV-Duell geschaut, die vermutlich letzte Chance für Martin Schulz, noch einmal einen größeren Teil unentschlossener Wähler für sich zu gewinnen. Direkt danach haben Infratest dimap für die ARD und die Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF Zahlen veröffentlicht.

Besonders die ARD hatte es eilig und direkt bei Anne Will im Anschluss einige Zahlen veröffentlicht, die sich nur auf die Hälfte der Sendung bezogen. Später wurde die Umfrage noch einmal aktualisiert. Mit 55 Prozent zu 35 Prozent fanden die Zuschauer Merkel überzeugender, ein deutliches Votum, das die Kanzlerin bisher noch nie erreicht hat. Einziger Lichtblick für Schulz: In der Kanzlerfrage konnten sich nach dem Duell mehr Menschen vorstellen, ihn zu wählen. Sein Wert stieg von 26 Prozent auf 34 Prozent – Merkel würden allerdings 54 Prozent der Befragten wählen.

Im ZDF war die Lage etwas knapper, die Forschungsgruppe Wahlen hat dort in einer Blitzumfrage keinen klaren Sieger gesehen. Die Kanzlerin schnitt mit 32 Prozent Zustimmung nur leicht besser ab als Schulz mit 29 Prozent. Bei den noch unsicheren Wählern lag Schulz mit 29 Prozent vor der Kanzlerin mit 25 Prozent.

Wichtig unterm Strich in jedem Fall: Diese Werte sind nicht das Aufbruchssignal, das sich Schulz erhofft haben dürfte.

Außerdem sei diese Zusammenfassung bei Civey empfohlen, wonach es auch bei der Kanzler-Frage keine Wechselstimmung gibt. Sogar in der Europapolitik bestätigen die Deutschen Angela Merkel die größere Kompetenz, während Martin Schulz dafür bei Sozialer Gerechtigkeit leicht punkten kann.

(Foto von Daniel von Appen bei Unsplash)

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